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Sharon, Erlebnisse von Mensch mit Hund.
Zwei erwachsene Menschen, in den Fünfzigern des Lebens, vier Kinder großgezogen, die aus dem Haus und dann eins gebaut, Kater nach 16 Jahren der Hausgemeinschaft eingeschlafen und im Garten beerdigt. Trauer und Neubeginn: Ein Hund soll unser Leben bereichern und ein neues Familienmitglied werden. Soweit so gut. Bücher wälzen, Rasse diskutieren, das weite Web durchforsten, Züchter suchen; wer war geeignet? Welche Rasse und von wem? Möglichst in der Nähe sollte es sein, die Entfernung zum mehrmaligen Beschnuppern taugen; sowohl Züchter als auch Welpen. Ja, ein Welpe sollte es sein. Den wollten wir alleine erziehen, so, wie wir es auch bei unseren Kindern taten; mehr oder weniger. "Bin fündig geworden, da gibst eine Zucht, ganz in der Nähe", so wie gewünscht. Mit vorher Kennenlernen, Welpenschule und Pension. Letzteres war notwendig, muß doch neben aller Freizeit auch mal der Beruf und die damit verbundenen Reisen bedacht werden. Also angerufen, mehrmals hingefahren und dann der Tag der Entscheidung: wir konnten Sharon mit nach Hause nehmen. Das ist zwar nicht ganz so, als würde man Frau und Kind aus der Klinik abholen, so ein bißchen aber schon. Rührung und Abschied, ja aber nicht für immer, wir kommen mal zu Besuch. So ähnlich war's. Nun zwei "Eltern" auf dem Nachhauseweg in ein Leben mit einem Hund. Zugegeben, es sollte einst ein Rotti sein, aber aus allen Überlegungen, welche Rasse paßt am besten in unser Leben und unser Umfeld, wurde es ein "etwas" kleinerer Hund; genauer gesagt eine junge Beagledame. Schon etwas zickig im Körbchen mit den Geschwistern, durchsetzungstark und eigenwillig. "Wollt ihr wirklich sie? Die ist sehr eigenwillig, überlegt's euch." Wir wollten SIE. Sie auch uns? Trotz aller Bücher, allem Rumfragen und Gedankenaustausch, hatten wir uns das, was jetzt alles auf uns und Sharon zukam, wirklich gut überlegt? Dachten wir, hatten wir aber nicht. Jetzt ging's erst richtig zur Sache. Zuerst einige Nächte das Lauschen auf das Wimmern vor der Schlafzimmertüre, dann das Pinkeln und der Kot, wenn wir nicht schnell genug waren. Oder zu früh in der Nacht, wenn es nur falscher Alarm war; der vor dem echten eben, dann leider oft zu spät. Durchschlafen? Fehlanzeige. Übermüdung, Beruf, Haushalt, Hund. Sollte DAS so weitergehen? Wenn's gut geht 15 Jahre lang? So was ist alptraumverdächtig! Auf was hatten wir uns denn da eingelassen!
Wann endlich hört die Hundedame auf uns und folgt nicht nur ihrem Instinkt und ihrer Nase? Wann hat man endlich das Gefühl, Frauchen und Herrchen zu sein und nicht bloß Fütterer und Verdauungsbeseitiger?
Dreimal haben wir beinahe kapituliert! Jedenfalls waren wir hauchdünn dran. Hauchdünn, weil unsere Nerven offensichtlich etwa noch diese Stärke hatten. Zurück zur Züchterin? "Habt Geduld, daß wird. Aber ihr müßt Geduld haben." Waren wir bereit, so unser gewohntes Leben zu verändern und hatten wir verstanden, was so eine tierische Kinderstube noch alles von uns fordert?
Warum eigentlich immer nur wir? Hatte sich Sharon ausgesucht in unser Zuhause zu kommen? Hatten wir überhaupt verstanden, was die kleine Hundedame so alles zum Werden und Wachsen benötigt?
Lange hat es gedauert, bis wir wie im Rudel dachten, bis wir uns darauf eingelassen hatten, mal eben "tierisch" an die ganze Sache ranzugehen. Nicht wie sonst auf dem Lande, wo es immer aus Verantwortung für das liebe Vieh heißt: erst frißt das Vieh, dann der Mensch. Im Rudel funktioniert es anders. Hier müssen erst der Chef und die Seinen Fressen, dann der Rest. Nachdenken, wer wirklich Chef ist bleibt außen vor, es sind eh die Mädels. Aber eben nicht die Hundemädels. Gedacht, besprochen und getan. Sharon bekam als Letzte im Rudel ihr Fressen.
Was war plötzlich mit dem Hund geschehen? Nachts heimlich ausgetauscht? Verwechselt? Umgewandelt!
Wir begannen endlich zu begreifen, daß nicht immer der "Expertenrat" der gutmeinenden Bekannten und Freunde wirklich weiter hilft, sondern die eigene Beobachtung, daß Filtern von Informationen und dann der Wille, sich endlich auf den neuen Hausgenossen und seine ihm eigenen Wesenszüge einzulassen.
Gut, einen starken eigenen Willen braucht es schon weiterhin, einer Beagledame gerecht zu werden. Aber jetzt eben aus einem völlig anderem Blickwinkel und dem neu erwachten Willen, mehr aufeinander zuzugehen.
Nicht mehr das Prägen nach eigenem Denken, sondern das Verstehen! Heute, über neun Monate nach dem wir unseren Familienzuwachs mit nach Hause nahmen, ein Jahr nach Sharons (Raus)Wurf, jetzt endlich sind wir dabei, ein richtig tolles Rudel zu werden. Zugegeben, wir verstehen noch nicht alles. Wir sind aber dabei zu erkennen, daß ein tierischer Familienzuwachs vor allem bedeutet, sich selbst besser zu verstehen und verständnisvoller miteinander umzugehen.
Wir konnten zunehmend beobachten, daß sich der Aufwand der Kinder-
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Liebe Grüße von Wilma und Jürgen, sicher auch von Sharon
Die Kleine Geschichte von Sharon zeigt wie wichtig es ist sich selbst kritisch im Umgang mit seinem Hund zu beobachten, sich selber Fehler einzugestehen und umzudenken, das eigendlich nicht immer nur der Hund das Problem ist. Durch das Umdenken und ändern des eignenVerhaltens und das der Familie hat sich auch die Beziehung und Bindung zu Sharon gestärkt und gefestigt.
Beide hatten zu hohe Erwartungen an sich und den Hund.
Alles drehte sich nur um Sharon.
"Richten Sie Ihr Leben nicht ausschließlich nach dem Hund aus, er sollte sich auch in Ihrem Leben einfügen!"
Am 8.11.2008 wurde Sharon 1 Jahr und ich war zum Kaffee eingeladen.
An der Haustür begrüßte mich eine aufgeweckte, fröhliche Beagledame und eine glückliche Familie.
Es war ein sehr schöner Nachmittag und ich kann mit großer Freude sagen: "Die Kleine Sharon hat ein wunderbares Zuhause gefunden!".
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